„Was ist der Name dieses Wesens, es erscheint am Morgen auf vier, am Mittag auf zwei und am Abend auf drei Beinen.“ (Das Rätsel der Sphinx aus der Ödipus-Sage) Gehen, laufen, staksen, taumeln: Was uns vertraute menschliche Fortbewegungsweisen sind, scheint mit unserer Vorstellung von der ästhetisch-harmonischen Kunstform Tanz auf den ersten Blick wenig zu tun zu haben. Doch schon in den 1960er Jahren entdeckten die performativen Künste diesen Prototyp menschlicher Fortbewegung als Ausgangsmaterial für sich. Theater- und Tanzschaffende wie Samuel Beckett, Steve Paxton oder Trisha Brown begannen mit Gangarten und Schrittmustern zu experimentieren. Rafaële Giovanola führt diese Linie fort. Schon seit Längerem setzt sie sich künstlerisch mit den Grenzen des Menschseins auseinander und stellt ganz elementar und physisch die Frage, was uns eigentlich ausmacht.
Choreografie und Bühne | Rafaele Giovanola |
Choreographische Assistenz | Alvaro Esteban Bärbel Stenzenberger |
Musik | Tiago Cerqueira |
Licht Design | Wil Frikken |
Kostümbild | Mathilde Grebot |
Kostümbild Assistenz | Irina Kraft |
Färberin | Lisa Vorhaben |
Tänzer*innen | Daria Hlinkina Madeline Harms Amy Lim Bojana Mitrovic Polina Nikolaeva Nora Monsecour Milena Wiese Paul Elie Federico Longo Jaume Luque Parellada Alberto Terribile Louis Thuriot Thomas Van Praet John Wannehag |
Choreographin : Raffaële Giovanola lässt Tanzmainz gehen
Die symmetrischen Reihen, noch strukturiert von Rechtecken aus Licht und Schatten (Wil Frikken), werden zum Pulk, die schicken glänzenden Kostüme (Mathilde Grebot) werden verändert, abgelegt, bis nur mehr ähnliche knappe Shorts und Tops die Tänzergruppe zur pulsierenden Einheit gestalten.
Faszinierende Gangarten
Überhaupt ist die Körperbeherrschung der Tänzer in diesem Stück atemberaubend denn sie tanzen meist mit schier unmenschliche durchgedrückten Rücken, nach hinten verborgen, die Muskeln zum Zerreißen gespannt. Betont wird diese radikale Körperlichkeit durch die eng anliegenden und transparenten Kostümen von Mathilde Grebot, die in ihrer Schlichtheit sehr schön die enorm unterschiedlichen Körperformen der Tänzer deutlich machen.